Über Zivilcourage

ZIVILCOURAGE ist ein oft gebrauchter und vielfach definierter Begriff. Aber was ist Zivilcourage eigentlich, und wie funktioniert sie? Wo sind die Grenzen von Zivilcourage, und wo ist ihr Anfang?

Oft wird Zivilcourage mit Orten des öffentlichen Lebens verbunden. Ein Beispiel dafür ist folgende Situation: Ein Mädchen wird auf der Straße von mehreren männlichen Jugendlichen angegriffen. Eine dritte Person greift ein und hilft dem Mädchen. Ist es an öffentlichen Orten immer gegeben, dass Menschen helfend eingreifen anstatt weiterzugehen und wegzuschauen?

Viele Faktoren beeinflussen die Entscheidung, ob jemand helfend eingreift. In den Medien finden wir tagtäglich Berichterstattungen über Diskriminierung, Ausgrenzung, Gewalt, Rassismus etc. gegen Menschen, die anders sind oder anders denken als die Mehrheit. Solche Handlungen haben viele Gesichter und finden an den verschiedensten Orten statt: in Geschäften, auf der Straße, auf dem Schulhof, am Arbeitsplatz, in der Bahn, im Bus, aber auch innerhalb von Vereinen oder bei anderen Gelegenheiten, wenn Menschen zusammenkommen.

Zivilcourage beginnt bereits im Kleinen, nämlich in der Familie und im Freundeskreis. Immer dann, wenn Menschen als anders oder fremd empfunden, ausgegrenzt, verbal verletzt, bedroht oder tätlich angegriffen werden, braucht es Zivilcourage – zivilen Mut – um hinzusehen und einzuschreiten.

"Normalerweise hätte schon jemand eingreifen müssen!"

Rassismus, Diskriminierung, Gewalt etc. lassen sich nicht von heute auf morgen aus der Welt schaffen. Mit kleinen Schritten ist es aber möglich, viel zu erreichen. Nämlich dann, wenn Menschen hinsehen, wenn Unbeteiligte helfend eingreifen, und wenn Opfer nicht ohnmächtig bleiben.

Den Jugendlichen werden im Zuge des Zivilcourage-Trainings spezifische Kompetenzen vermittelt, die zu zivilcouragiertem Handeln beitragen – etwa die Sensibilisierung für demokratische Werte und die Förderung sozialer Fähigkeiten. Außerdem wird das Augenmerk auf das Bewusstsein über die persönliche Verantwortung gelegt und die Selbstsicherheit geschult. Um zivilcouragiert handeln zu können, ist es wichtig davon auszugehen, dass die eigene Handlung Wirkung zeigt. Deswegen zielt ein Teil des Trainings auf die Stärkung des Kompetenzvertrauens, das Erkennen von Abwehrmechanismen und den Abbau von sozialen Hemmungen ab. Neben all diesen Zielen bietet ein Zivilcourage-Training auch einen "geschützten Raum", der den Jugendlichen die Möglichkeiten bietet, sich frei zu bewegen, sich zu zeigen, neue Verhaltensweisen auszuprobieren und sich offen zu äußern.

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